Guten Morgen, [ds_firstname],

und schon geht es weiter mit Deinen persönlichen Ausgangszahlen. Gestern hast Du Deine Echten Einnahmen ermittelt, heute geht es um Deinen aktuellen Gewinn, Deinen Unternehmerlohn und Deine Steuern. All diese Beträge berechnen wir - wie bereits bei Deinen Echten Einnahmen - für die letzten vollen 12 Monate.

Dieses Kapitel ist eines der "dicksten Hunde" im Profit First Selbstlernkurs. Und heute darfst Du auch vergleichsweise viel rechnen. Dann hast Du's aber auch hinter Dir. Es ist ein bisschen, wie Pflaster abziehen, das klappt mit einem schnellen Ruck auch schmerzloser, als wenn wir da tagelang daran herumzuppeln ;)

Mach Dir keine Sorgen, ich erkläre Dir Schritt für Schritt, wo Du die Zahlen findest und was Du damit machst. Lasse Dich einfach von mir leiten.

Übrigens: diese Berechnungen sind eines der Themen, mit denen ich am häufigsten in meinen Online-Gruppen- oder Einzelcoachings zu tun habe. Ist auch ganz natürlich, denn nicht jeder tut sich mit diesen Zahlen leicht. Denk Dir also nichts, wenn es Dir im ersten Moment einigermaßen kompliziert vorkommt.

Lass Dich nicht ins Bockshorn jagen und nimm Dir jetzt bitte beherzt folgende Unterlagen vor:

Deine BWA (betriebswirtschaftliche Auswertung) oder die Entwicklungsübersicht für die letzten vollen 12 Monate
Hast Du nicht? Ist auch nicht schlimm, du brauchst nur etwas mehr Papier - nämlich Deine BWA’s vom letzten Dezember und die aktuelle BWA und darfst dann die Zahlen daraus einfach zusammen addieren und auf 12 Monate umrechnen. Im Notfall tut es auch Dein Businessplan ;)
Wenn Du eine Kapitalgesellschaft hast, also z.B. eine GmbH, AG oder UG haftungsbeschränkt, brauchst Du außerdem noch Deine letzten 12 Gehaltsabrechnungen.

WICHTIG - schreibe Dir das am Besten auf ein Post-it und hänge es an Deinen Bildschirm, denn wir vergessen das sonst dauernd und lassen uns verwirren:

Profit First hat nichts, wirklich gar nichts (!), mit Deinen Steuern und/oder Deiner Buchführung zu tun. Es geht allein, darum, wie und wohin Geld (echte Euro) in Deinem Unternehmen fließt und wie Du es anstellst, dass Du davon möglichst viel behalten kannst.

Deshalb ist es für Profit First auch ganz egal, ob Du mit Deiner BWA etwas anfangen kannst, oder nicht. Wir nehmen für unsere Bestandsaufnahme zwar die Zahlen aus Deiner Buchführung zu Hilfe, das aber nur, weil dort einige davon schneller und leichter für Dich verfügbar sind, als aus Deinen Kontoauszügen oder anderen Unterlagen.

Was Du für Dein Instant Assessment brauchst, ist der "Erfahrungssatz" für diese Positionen. Damit wir eine möglichst repräsentative Zahl bekommen, nehme ich den Durchschnitt der letzten drei Jahre. Damit ziehen sich manche Hochs und Tiefs des Unternehmerlebens ein wenig glatt. Wenn Du keine drei Jahre hast, ist das auch kein Problem, nimm dann einfach den Zeitraum, der Dir zur Verfügung steht, oder Deinen Businessplan zur Hand.

Für die Berechnung zeige ich Dir unten eine kleine Abkürzung, falls die für Dich aber nicht anwendbar ist, weil Du keine repräsentativen Zahlen aus Deiner Buchführung oder Deinem Businessplan hast, gibt es auch einen anderen Weg, wie Du die Beträge selbst herausfinden kannst.

Was passiert mit der Umsatzsteuer?

Meine Kunden fragen mich an dieser Stelle übrigens ganz oft, was eigentlich mit der Umsatzsteuer ist. In der Originalfassung von Profit First wird die Umsatzsteuer - weil sie für Dich im Grunde ergebnisneutral ist (und weil die Amerikaner ein ganz anderes System haben) - nicht auf dem Steuerkonto angesammelt.

In der europäischen Praxis hast Du zwei sinnvolle Möglichkeiten, mit der Umsatzsteuer umzugehen: entweder Du behandelst sie wie eine normale Betriebsausgabe oder Du sammelst sie auf einem gesonderten Umsatzsteuerkonto oder Deinem Steuerkonto mit an. Ich persönlich lasse sie mit in mein Steuerkonto einfließen, das ist auch die Methode, die ich Dir jetzt zeige. Möchtest Du so nicht verfahren, lasse die Umsatzsteuer bei den übrigen Berechnungen einfach erst einmal weg und rechne sie bei den Betriebsausgaben dazu.

Gibt es Unterschiede zwischen Einzelunternehmern und Kapitalgesellschaften?

Das Grundsystem von Profit First wurde für den amerikanischen Markt geschrieben und ist (im Urzustand) am leichtesten anwendbar auf deutsche Einzelunternehmen, Freiberufler und Personengesellschaften. Weil die meisten meiner Kunden im Einzelunternehmen unterwegs sind, schreibe ich die Anleitung aus dieser Perspektive.

Wenn Du eine Kapitalgesellschaft führst, bekommst Du ein festes Gehalt und hast statt der Einkommensteuer einerseits die Körperschaftsteuer zusätzlich zu berücksichtigen, andererseits die Lohnsteuer für Dein Gehalt. Ansonsten ergeben sich keine Unterschiede für Profit First.

Bist Du Inhaber eines Einzelunternehmens, ein Freiberufler oder Geschäftsführer einer Personengesellschaft (z.B. GbR, OHG, KG), bekommst Du kein Gehalt, sondern Du tätigst Entnahmen. Das tust Du entweder in Form eines festen monatlichen Betrags, den Du Dir - fast wie ein Gehalt - auf Dein Privatkonto überweist, oder Du entnimmst variabel, je nachdem, was Du gerade brauchst oder zur Verfügung hast. Egal wie, bei Deinen Entnahmen wird weder eine Gehaltsabrechnung erstellt, noch Lohnsteuer einbehalten. Der Betrag landet brutto wie netto auf Deinem Privatkonto.

Steuerlich gesehen ist das ein Vorschuss auf Deinen jährlichen Gewinn. Deshalb tauchen diese Beträge auch nicht in Deiner Buchführung und Deiner BWA als Kosten auf, sie mindern also nicht Deinen steuerlichen Gewinn. Die Steuern dafür kommen erst nachträglich auf Dich zu, nämlich wenn Du dem Finanzamt Deinen Gewinn mit Deiner Steuererklärung für das jeweilige Jahr mitteilst. Statt der Lohnsteuer, die einem Angestellten, oder einem GmbH-Geschäftsführer abgezogen wird, bezahlst Du vielleicht vierteljährliche Einkommensteuervorauszahlungen, die bei Deiner Steuererklärung angerechnet werden. Soviel zur Ausgangsposition.

Dein aktueller Profit First Gewinn

Eigentlich möchtest Du zuerst Deinen Profit First Gewinn berechnen, das klappt in der deutschen Buchführungswelt allerdings nur, wenn wir auch die Zahlen für Deinen Unternehmerlohn und Deine Steuern kennen. Also müssen wir erst als Umweg einmal da heran ;)

Dazu brauchst Du erst einmal die Zahl, die ganz unten in Deiner BWA steht. Sie ist mit "Jahresüberschuss" oder mit "Ergebnis" bezeichnet. Notiere oder markiere Dir diese Zahl vorerst bitte nur. Diesen Betrag musst Du nämlich für Profit First erst noch um Deine Steuern und Deinen Unternehmerlohn korrigieren, denn steuerlich gesehen sind diese Beträge alle noch in diesem Gesamtbetrag enthalten (oder sollten es zumindest sein).

Die Abkürzung zu Deinen Steuern

Frage Deinen Steuerberater (oder sieh selbst in Deinen Steuerbescheiden nach), wie viele Steuern Du für die letzten drei Jahre insgesamt bezahlt hast. Das umfasst die gesamte Einkommensteuer, den Solidaritätszuschlag, die Kirchensteuer, die Gewerbesteuer und Deine Umsatzsteuer-Zahllast (das ist der Gesamtbetrag an Umsatzsteuer, den Du für ein Jahr an das Finanzamt überwiesen hast). Diese addierst Du pro Jahr einfach zusammen.

1. Schritt: Notiere Deine Steuerzahlungen insgesamt für die letzten drei Jahre, z.B.

2. Schritt: Berechne Deine Echten Einnahmen der letzten drei Jahre

Dazu gehst Du genauso vor, wie du es gestern mit Deinen aktuellen Zahlen getan hast.

3. Schritt: Bilde Durchschnittswerte für Deine Echten Einnahmen und Deine Steuerlast

Echte Einnahmen der letzten drei Jahre z.B.:95.300€ + 124.800€ + 153.500€ = 373.600€ geteilt durch 3 Jahre = 124.533€

Steuern der letzten drei Jahre, z.B. (siehe oben)22.200€ + 29.180€ + 46.720€ = 98.100€ geteilt durch 3 Jahre = 32.700€

4. Schritt: Berechne den prozentualen Anteil Deiner Steuern an Deinen Echten Einnahmen

32.700€ mal 100 geteilt durch 124.533€ = 26,26 %

5. Schritt: Baue einen Sicherheitspuffer mit ein

Weil Du planst, künftig Deinen Gewinn und Dein Inhabergehalt mit Profit First zu steigern, darfst Du noch einen Sicherheitspuffer von ca. 10 % drauflegen (26,26 % mal 10 geteilt durch 100) und bestimmst Deinen Steuer-Verteilungssatz zum Beispiel mit gerundet 29%.

6. Schritt: Trage Deine Steuern in das Instant Assessment ein

Nimm Deine Echten Einnahmen, die Du gestern ermittelt und eingetragen hast mal dem Prozentsatz, den Du gerade errechnet hast (im Beispiel: 29%) und trage das Ergebnis in Euro im Instant Assessment in das Feld B10 (Steuern, aktuell) ein. Du wirst sehen, dass es Dir im Feld rechts davon gleich den Prozentsatz anzeigt, den Du errechnet hast.

Dein aktueller Unternehmerlohn

Als nächstes brauchen wir die Summe der Entnahmen, die Du in den letzten 12 Monaten aus Deinem Unternehmen auf Dein Privatkonto übertragen hast. sowie alle Zahlungen, die Du vielleicht direkt von Deinem Geschäftskonto für private Zwecke vorgenommen hast. Hierzu gehört übrigens z.B. auch Deine Krankenversicherung und Deine Altersvorsorge. Diese Zahlen findest Du entweder in Deiner BWA (auf der zweiten Seite) unter der Position Entnahmen oder in Deiner Liquiditätsübersicht unter Liquiditätsbeitrag privat.

Falls Du beides nicht hast, kannst Du Dir mit Deinen Kontoauszügen behelfen und einfach alle Beträge, die Du in den letzten 12 Monaten auf Dein Privatkonto oder für private Zwecke überwiesen hast, zusammenzählen.

Der Gesamtbetrag Deiner Entnahmen ist Dein Unternehmerlohn, den Du in die Tabelle unter "Unternehmerlohn" im Feld B9 einträgst. Du wirst sehen, dass es Dir im Feld rechts davon gleich wieder den entsprechenden Prozentsatz anzeigt.

Wenn Du eine Kapitalgesellschaft hast, ist Dein aktueller Unternehmerlohn leicht zu finden. Es ist die Summe der Nettobeträge, den Dir Dein Unternehmen aus Deiner Gehaltsabrechnung in den letzten 12 Monaten auf Dein Konto überwiesen hat. Diesen Betrag trägst Du in der Tabelle unter "Unternehmerlohn" ein. Die vom Unternehmen für Dich (nicht für Deine Mitarbeiter) einbehaltene Lohnsteuer gehört für Profit First in die Position Steuern.

Und wieder zurück zu Deinem Gewinn

Als letzten Schritt heute ziehst Du von Deinem Jahresüberschuss (der ersten Zahl, die Du Dir vorhin aus Deiner BWA notiert hast) die Steuern und Deinen Unternehmerlohn ab - und schwupps - der Rest ist Dein aktueller Profit First Gewinn, den Du in der Tabelle im Feld B8 unter "Gewinn" einträgst. Damit bekommst Du wieder im Feld daneben den aktuellen Prozentsatz für Deinen Gewinn angezeigt.

Der Betrag Deines Profit First Gewinns sollte übrigens idealerweise positiv sein. Falls bei Dir ein negativer Betrag herauskommt, ist das zwar erst mal nicht so schön, aber Du trägst bitte auch diesen mit stoischer Gelassenheit in die Tabelle ein. Kein Grund zur Aufregung, das ist nicht selten und Du arbeitest ja bereits an der Lösung!

Deine Betriebskosten

Ha, das wird ein Spaziergang ;) Die letzte Zahl, die wir heute brauchen, sind Deine Betriebskosten. Diese Zahl finden wir ganz leicht, denn sie ist sozusagen das, was übrigbleibt, wenn wir die wichtigen Zahlen, die Du zuvor berechnet hast, von Deinen Echten Einnahmen aus der Mail von gestern abziehen.

Deine Rechnung schaut also so aus:

Deine Echten Einnahmenminus Dein Gewinnminus Dein Unternehmerlohnminus Deine Steuern= Deine Betriebskosten

Damit hast Du auch schon alle besonders wichtigen Zahlen herausgefunden. Ich weiß, das war jetzt schon ganz schön spannend. Aber dafür bist Du jetzt auch über den Berg - ab sofort wird es viel leichter, versprochen :)

Deine Tages-Aufgaben für heute:

Ermittle Deine Steuern, Deinen Unternehmerlohn, Deinen Gewinn und Deine Betriebskosten, so wie oben beschrieben.
Mach den Happy-Dance und tu Dir etwas Gutes! Du hast heute Großes geleistet <3
Schau in der DIY Profit First Gruppe bei Facebook vorbei ... gemeinsam mit anderen werden die Inhalte leichter umsetzbar und das Feiern macht mehr Spaß :) .

Ich freu mich für Dich und schicke Dir liebe GrüßeBenita

So viel hast du schon geschafft:

Tag 7: Dein Gewinn, Dein Unternehmerlohn, Deine Steuern und die Betriebskosten

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